Montag, 6. März 2006

Mein Oscar-Senf

L.A. Crash - bester Film, alles klar. Nicht, dass ich überrascht bin, eher gelangweilt. Aber es regt mich auch auf, denn ich fand den Film so richtig doof. So sehr, dass ich einen Impuls hatte, raus zu gehen, das hab ich sonst fast nie. Diese unglaublich zusammenkonstruierte Story, aus jeder Pore quillt: Wir machen mal sowas wie Magnolia oder Short Stories. Jede einzelne Figur macht eine fundamentale Wandlung durch und ist am Ende ganz anders als man am Anfang gedacht hätte. In der Häufung total berechenbar. Als die eben noch rassistische Sandra Bullock dann weinerlich zu ihrer mexikanischen Haushälterin sagt, sie sei ihre
einzige Freundin, hätte ich am liebsten ins Kino gekotzt. Am allerschlimmsten finde ich, dass es ein versöhnlicher Scheiß ist, den alle toll finden, weil ers ja so gut meint. Bäh.

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Madame Pernod - 6. Mär, 20:22

Auch L.A.Crash

Ja genau, und dann diese ganzen glaubhaften Überschneidungen - zum Kotzen! Meine Lieblingsschwulette hält die ganze Geschichte nun für 'ne politische Entscheidung von wegen die Welt sei noch nicht reif dafür, Brokeback Mountain zum besten Film zu küren. Weiß der Geier... Jedenfalls ist es nicht L.A.Crash, da leidet die Welt zumindest an Geschmacksverirrung! Und Sandra Bullock konnte ich eh noch nie leiden.

Mama - 7. Mär, 09:52

(äh, du meinst short cuts, ne)

Also, ich sehe das anders. Klar, total durchkonstruiert bis ins unglaubhafte. Aber das mit den fundamentalen Wandlungen der Figuren sehe ich etwas anders: ja, dramaturgisch wirkt es so, da die verschiedenen Verhaltensmuster nacheinander auftreten, aber man kann das auch als von Anfang an konstant vorhandene Charaktereigenschaften interpretieren, die eben ein ambivalentes Bild der Menschen zeichnen. Gerade das fand ich eine der Leistungen des Films, die es zu würdigen gilt, zu zeigen, dass eben der rassistische Kotzbrockenbulle auch selbstlos Leben retten kann. Rassist sein setzt kein Arschloch sein vorraus, Rassisten können sehr nette Menschen sein. Aber das finde ich gerade nicht versöhnlich an dem Film, da es ja genau so ist, dass die nettesten Menschen oft noch den derbsten Rassismus in sich haben. Warum das so ist oder wie man dem begegnen könnte, darauf gibt der Film keine Antwort. Aber die Fragen hab ich mir nachher doch gestellt. (jetzt so ohne den nochmal gesehen zu haben, hab ihn auch nicht mehr so genau im Kopf)

cherri - 7. Mär, 12:01

Ich hab ja nichts gegen Ambilvalenz, Ambivalenz ist super. Aber hier ist ja jeder einzelne auch das pure Gegenteil von sich selbst, jeder! (Ich bin da irgendwann ausgestiegen und hab ein Spiel draus gemacht: Wie ganz und gar unerwartet wird sich der und der wohl bald verhalten?) Der Arschlochbulle muss dann natürlich auch noch ein Erlebnis von fieser rassistisch begründeter Willkür einer Schwarzen ihm gegenüber haben. Und dann noch an einer Stelle, wos so richtig schön wehtut: beim geliebten, todkranken Vater. Ausgleich! Jeder ist alles, Gut und Böse, Yin und Yang, I'm every Woman. Das ist doch total beliebig.
Und genau da liegt für mich das Versöhnlerische:
Der Film polarisiert null, man kann sich schön denken: "Jaja, so isses eben, kann man auch nix machen." Und sich noch ein bisschen fester in die Ecke kuscheln, in der man sowieso schon sitzt.

Ja, natürlich meine ich Short Cuts, ich Depp. Erst denken, dann schreiben.

Und: Alles Liebe zum Geburtstag schonmal!
julysses - 9. Mär, 15:23

danke,

dass ich durch diese völlig ungerechtfertigte auszeichnung (aber machen wir uns nichts vor, oscar schmoscar, shakespeare in love und braveheart) noch auf ein paar menschen aufmerksam werden konnte, die diesen dämlichen film so wenig mochten wie ich. alles ist ja soo platt; jeder einfall, jeder satz, jede dramaturgische wendung, jedes bild schon ein klischee. außerdem war ich unmittelbar nach sehen des films davon überzeugt, dass der film selbst tief rassistisch ist, warum weiss ich nicht mehr so genau und ich werde ihn mir auch nicht nochmal anschauen, um es herauszufinden; wahrscheinlich wegen seiner platten antirassismusdarstellung, die so wahnsinnig unzeitgemäß wirkt, und in der schablonenhaftigkeit der figuren, die die welt doch aus einem sehr weissen blickwinkel abbildet.

aber egal, jeder vernünftige mensch weiss, dass brokeback mountain über den dingen steht und the squid and the whale zu schreiben sicherlich die sensiblere aufgabe war und felicity huffman und und überhaupt.

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