mary-kay

Dienstag, 7. Juni 2005

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ich bin sehr oft im waschsalon. erst seit einer woche wohne ich hier und war da schon drei mal. auf dem weg dahin (den muss ich immer zweimal machen, weil ich jedes mal das waschmittel vergesse) passiere ich ein haus, vor dem ein kleiner, rührender alter herr sitzt, swing hört und bücher für 50 cent verkauft. morgens hat er einen mützenartigen filzhut auf, wie ich ihn nur aus oldschool-zeichentrickfilmen kenne, oder auch hiervon, allerdings ohne die seitlichen klappen.
mittags wechselt er zum sombrero, denn da wird es ja heiß. er trägt täglich seine hellbalue latzhose und ich würde ihn nicht gerade als geschäftstüchtig bezeichnen, denn an den passanten zeigt er keinerlei interesse. vielleicht ist aber auch gerade das sein trick, man weiß es nicht.

auf der anderen straßenseite lehnt die missmutige frau im lachsfarbenen shirt am zaum und raucht kette. stundenlang macht sie das jeden morgen, und mit ihr ist glaube ich nicht so gut kirschen essen. letztens trug sie plötzlich türkis und befand sich auf der kreuzung vor meinem haus. was sie da verloren hatte, ist mir ein rätsel.

Montag, 6. Juni 2005

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ich lasse mich furchtbar gehen wenn ich mich unbeobachtet weiß. almostagirl ist in los angeles, ich habe die wohnung für mich und liege den ganzen tag auf meiner matratze. es sieht hier aus wie sau, ich so ungeduscht und fern der heimat, wie mein vater sagen würde, stimmt ja sogar. dreckiges t-shirt an, dazu auch noch falschrum, bemerke ich gerade, ventilator weil es so heiß ist, knäckebrot mit erdnussbutter. käme jetzt unangmeldeter besuch wäre das sehr unangenehm.

auf der anderen straßenseite wohnen offenbar auf einmal ungefähr 10 mods und alles ist voller motorräder. ganz schön laut, diese mods.

Freitag, 3. Juni 2005

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ich hab übrigens kein geld mehr. muss ich jetzt wieder nach hause fliegen?

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als ich sehe, wie die beiden polizisten in ihrem auto das ufer im schritttempo abfahren, um eventuelle ordnungswidrigkeiten zu checken und dabei genießerisch ein softeis schlecken, das sie sich zuvor beim brooklyner konkurrenten von mr. softee geholt haben, muss ich sehr lachen. da freuen sich auch die beiden und winken mir vergnügt zu.

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ach ja, mein tag im wald. am wochenende nimmt kevin mich mit aufs land, zu seiner freundin lorna. lorna, politisch aktiv in fast vergessenen studentenzeiten, vegetarierin (von vegetariern umgeben gerade, so ist man drauf hier), mit ihren katzen in einer hütte im wald am see lebend, macht mich rasend. sie ist die totale wald-lady, die ständig von der natur und den jahreszeiten und so spricht, und das mit einer ganz ruhigen, leisen aber auch gerade deshalb irre affektierten stimme.

wir fahren im paddelboot auf dem see rum und sehen riesenschildkröten und biber, dürfen aber nicht reden, weil wir sonst die tiere vertreiben. außer lorna, die redet ständig, von der natur und den jahreszeiten. und davon, wie anders das leben hier draußen ist. ich bin allerdings auch ziemlich beschäftigt mit den spinnen, die überall im boot rumkrabbeln und auf mich draufwollen. so unauffällig wie möglich muss ich sie totmachen.

ich möchte mich nicht sofort als das stadtkind zu erkennen geben, das ich bin, aber nach der bootstour gehts in den wald und da muss ich mich doch stark zusammenreißen. ich bin nicht so der naturfreund, und wälder mit ihren ganzen zecken und anderem getier haben mir außerhalb asphaltierter gehwege noch nie sehr behagt. die asphaltierten gehwege verlassen wir aber natürlich so schnell wie möglich, denn wir müssen uns ja unbedingt durch matsch und geäst bis zum flussufer durchkämpfen. mit rock, strumpfhose und ballerina-schuhen bin ich gegensatz zu kevin und nature-woman mit ihrem wanderschuhwerk nicht so optimal für ein solches unterfangen gekleidet, unter "in the country" hatte ich mir irgendwie was anderes vorgestellt. lorna beäugt mich misstrauisch, zurecht.

endlich wieder im haus, ha, "haus" ist auch gut, hütte, lassen sich wieder von überall spinnen auf mich runter, und ich versuche, es gelassen zu nehmen. es gibt tofu und angebrannte süßkartoffeln, kevin sagt, wie lecker lorna immer kocht und alle bekommen einen nachschlag außer mir.

kevin ist 40, lorna 50 und ihr freund, der später dazustößt, ist auch nicht der jüngste und außerdem sehr wortkarg. ich fühle mich wie das kind, das auf einen besuch mitgeschlörrt wurde zu leuten, die keine kinder haben, mit denen man spielen kann und das sich deshalb langweilt.

um elf bin ich endlich wieder zuhause. dieser ausflug hat mir erstmal gereicht. warum eigentlich aufs land fahren, wenn es in der stadt so viel schöner ist, echt. aber diese biberbehausungen, die waren immerhin sehr beeindruckend.

Mittwoch, 1. Juni 2005

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eingedeckt mit tofurky-tofuwuerstchen und aehnlichem bin ich gut geruestet fuer mein neues vegetarierleben mit almost-a-girl, der nicht vegetarier sonder veganer ist. und ueberraschenderweise nicht schwul, die entdeckung meines gestrigen tages. er mag nur einfach keine alphamales, sagt er.

am memorial day fuhr ich "aufs land" und sah vom ruderboot aus gigantische biberbehausungen und -daemme. ab sofort gehoeren biber fuer mich zu den unglaublichsten tieren. zusammen mit seepferdchen, die sind auch ganz schoen komisch.

in meiner neuen nachbarschaft scheint religion nicht nur ein wort zu sein, die menschen dort meinen es wirklich ernst mit ihrem marienstatuengedoens im vorgarten. puertoricaner, alte menschen, die mit mundschutz vor ihren haeusern kehren und hipp aber auch existenzialistisch anmutende studies, die im waschsalon ernsthafte literatur lesen und niemals laecheln.

die bars sind gestoert, an den tresen arbeiten unter anderem frauen, die wie fabelwesen aussehen, mit grossen, spitzen hueten, und im hinterhof wird fleisch gegrillt bis es schwarz ist, und unter der vorgabe, es sei truthahn, verschenkt. koennte aber auch genauso gut mensch sein.

auf dem weg zu meiner wohnung sah matthias gestern (ich hoer jetzt uebrigens auf mit diesem albernen abkuerzen von namen, kennt doch eh keiner, und was soll das ueberhaupt), wie man pavarotti aus einer limousine rollte. fett wie er ist, konnte er sich kaum und schon gar nicht ohne gehhilfe in form eines alt-damen-rollwagens fortbewegen.

wenn ich kapiert habe, wie das mit dem wireless in meinem neuen zuhause geht, mehr.

Montag, 30. Mai 2005

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betrunkene, touristen, matrosen. betrunkene touristen, betrunkene matrosen. seltsamer heimweg, jede nacht über den timessquare, es ist immer voll, egal zu welcher zeit. vor dem mega-glitter-glamour-las-vegas-mc donalds steht ein pferd rum und ist im gegensatz zur 8 fenstrigen limousine eine große attraktion. je näher ich dem hudson komme, desto ruhiger wird es. ab morgen dann brooklyn. ich werde das ein bisschen vermissen, so new yorkish.

Sonntag, 29. Mai 2005

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wenn es so spät ist, dass es draußen schon wieder hell wird, und du musst noch mal kurz aufs klo, und das ist verstopft und läuft dann vor deinen betrunkenen augen über und alles ergießt sich ins bad und du stehst mittendrin, das ist echt nicht so cool.

Samstag, 28. Mai 2005

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und von daher... ich hasse das. das sind so ganz bestimmte leute, die das sagen. nee, und von daher, weißte, hab ich das einfach nicht eingesehen. das sind nämlich auch so leute, die sachen einfach nicht einsehen.
mein bruder sagte letztens, er würde mich jetzt mal auf etwas hinweisen, das ich in zukunft besser lassen sollte, weil ich das bei ihm ja auch ständig machte. und zwar: die worte "im endeffekt" zu gebrauchen. das war mir nie bewusst! furchtbar! jetzt, da ich es weiß, stammel ich immer "im end... äh... schlussendlich... ich meine... irgendwie..." aber wahrscheinlich ist das immer noch weit besser als "im endeffekt".

spice girl

das ist aber mal echt die blödeste überschrift, die mir einfiel. allerdings auch die einzige. ich hasse überschriften. warum lasse ichs nicht einfach. weil diese drei punkte da immer so doof aussehen. aber ab heute bin ich konsequent! ich hasse überschriften - also keine überschriften mehr. ich widersetze mich dem überschriftendiktat. gibt es überhaupt ein überschriftendiktat? ich habe irgendwie das gefühl.

darum geht es aber gar nicht. es geht darum, dass ich mir gestern wissentlich und willentlich etwas mit koriander bestellt habe. ich hasse koriander wirklich sehr, und wie erwartet schmeckte das gericht nicht so toll - irgendwie aber auch doch. so ging es mir auch schon mit oliven, kapern und senf - zuerst verhasst, gerade das daran irgendwie gemocht, der versuchung, es immer wieder zu essen nicht widerstehen können, und letzt liebe ich oliven, kapern und senf. werde ich also bald ein korianderfreund sein? wird es mir womöglich auch mit ingwer so gehen? kann ich mir kaum vorstellen, ingwer hasse ich wirklich wie die pest. aber ich könnte dann endlich thailändisches essen ohne wehrmutstropfen genießen.

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